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Cantata BWV Anh 19
Thomana saß annoch betrübt
Original German Text

Event: Cantata for Inauguration of the new Rector of the St. Thomas School, Johann August Ernesti
Text: Johann August Landvoigt
Status: Music lost

 

Original German Text

   

1

Recitativo

   
       
 

Thomana saß annoch betrübt,
Und stillte nach und nach die Thränen,
Die ihr der Schmerz in ihrer Brust,
Die ihr der neuliche Verlust,
Die ihr das treue Sehnen
Nach ihrem werthen Oberhaupt,
Das sie so theur geschäßt, so treu geliebt,
Und das die Vorsicht ihr so früh geraubt,
Aus ihrem Aug erpresset hatten.
Sie saß in düsterm Trauer-Schatten,
Wie ein verwaystes Kind.
Das seinen eingen Trost beyh stillen Thränen findt,
Das sein verhaßtes Schicksal schilt.
Dem des entwichnen Vaters Bild,
Dem die genoß ne Zärtlichkeiten,
Im leeren Angedencken,
Nun lauter Leid und Kräncken
Und bittern Jammer zu bereiten;
Und dessen Kummer und Verdruß
Der beste Arzt, die Zeit, nur heilen muß .
Sie seufzte noch einmahl,
Und ließ, bey ihren letzten Zähren,
Sich endlich also hören:

   
       

2

Aria

   
       
 

Himmel! und wie lange noch!
Sollen meine Kinder Waiß en,
Und ich eine Wittwe heiß en?
Laß zu unsern bangen Klagen
Endlich deine Vorsicht sagen:
Stille, Kinder! stille, doch!
Himmel! ach! wie lange noch!

   
       

3

Recitativo

   
       
 

Der Klage-Ton war noch auf ihrer Zunge,
Und wühlte langsam durch die Lufft,
Als schnell ein froher Schall, gleich einer liechten Dufft,
Zu ihr herbey gedrungen,
Die Luft mit scharfen Tonen theilte
Und ihrem Ohr und ihrer Brust zueilte.
Thomana, die den Kümmernissen
Den Geist und den betrübten Sinn
Nicht so geschwind entrissen,
Als diese frohe Stimme kam,
Reicht Ohr und Sinne hin,
Und, war ihr recht; so wars als wenn sie da vernahm:

   
       

4

Arioso (e Recitativo)

   
       
 

Thomana wiederum zu trösten und zu freun,
So soll ihr Führer nun und Haupt Ernesti seyn.
So sehr sie dieser Laut zwar rührte;
So traut sie sich doch selber nicht,
Und dacht, ob nicht von ungefehr
Ein fremder Schall, und sie sich selbst verführte.
Indem sie so gedachte,
Kam die Bestätigung des Wiederhalles her,
Der ihr mit kurzen Endes-Worten
Den Inhalt dieser Wahrheit brachte:

   
 

Echo:
. . . zu freun,
. . . Ernesti seyn.

   
 

Was hör ich? wie? wer? (war ihr Wort,)
Mein Kummer soll sich legen?
Ernesti soll nun meiner Kinder pflegen?
Drauf fuhr sie also fort:

   
       

5

Aria

   
       
 

So hat mein Wunsch und Hoffen,
Nun glücklich eingetroffen[,]
So rudert Wohl und Ruh,
Mir mit Ernesti Ankunft zu,
So sieht der Port der Freuden offen.

Da Capo.

   
       

6

Recitativo

   
       
 

Ja, ja, gepriesner Mann?
Die Hoffnung zeigt mir an,
Wie wohl die Vorsicht mich bedencke,
Wie gut sie es mit meinem Wohlseyn meyne[,]
Was mir vor neues Glück erscheine[,]
Da sie nun Dich zum Oberhaupt mir schencke.
Ich kenne Dein Verdienst und Deinen Werth,
Ich habe ja seit etlich hingestrichnen Jahren
Schon Deinen Fleiß und Eifer vor mein Wohl geprüfet und erfahren,
Und weiß , was mir vor Liebe von Dir wiederfährt.
Ich kan von Deiner Wissenschafft
Von Deiner Lehren Kern und Krafft
Auf die noch fernen Zeiten schlüß en,
Mein Zustand werde sich durch Dein Verwalten
In schönstem Wohl und Flor und stetem Wachsthum halten,
Und ich, nach abgewischten Thränen,
Nunmehr mit meinen Söhnen
Von Dir erwünschte Huld und Vater-Treu genüßen.
Zum voraus kanst du sehn, wie unsre Zuversicht
Dir voller Freuden schon entgegen laufft und spricht:

   
       

7

Aria

   
       
 

Willkomm, geschätzt geliebter Mann!
Wir öffnen Dir Herzen und Ohren und Thüren,
Als Vater Dich zu uns mit Freuden zu führen.
Mit Wollust wollen wir Dich hören,
Dich treulich lieben, folgbar ehren;
Wir nehmen Dich mit Freuden an.
Willkomm, geschätzt, geliebter Mann!

   
       

8

Recitativo

   
       
 

Erlauben denn, daß unsre Pflicht
Dir nun den ersten Zoll entricht,
Und laß das brünstige Verlangen
Dich mit vergnügter Lust empfangen.
Die Treue führt uns an,
Und läst, o theurer Mann,
Sich durch den Mund von unsern Chören
Mit Wünschen vor Dein Wohlseyn hören.

   
       

9

Coro

   
       
 

Himmel, streue deinen Seegen auf Ernesti und sein Hauß !
Lasse Wohlseyn und Vergnügen
Sich mit seinem Amte fügen!
Breite Seine Jahre aus.
Himmel streue deinen Seegen auf Ernesti und sein Hauß !

   

--

Contributed by Aryeh Oron (September 2005)

Cantata BWV Anh 19: Details
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Last update: Thursday, September 22, 2022 03:44