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Georg Philipp Telemann
Cantata TVWV 1:deest
O großer Gott von Macht
Original German Text

Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:deest
Title: O großer Gott von Macht
Cycle: Geistliches Singen und Spielen II (1717/1718)
First performance: August 9, 1711
Text written by: Erdmann Neumeister (1671-1756)
Text published: 1711
Event: 10.So.n.Trin. / 10th Sunday after Trinity

Transcription

Version in modern German



O grosser GOtt von Macht/
Und reich von Gütigkeit/
Wilt du das gantze Land
Straffen mit Grimmigkeit ?
Vielleicht möchten noch Froe seyn/
Die thäten nach dem Willen dein/
Der’r wollest du verschonen/
Nicht nach den Wercken lohnen.

1.

O großer Gott von Macht,
Und reich von Gütigkeit,
Willst du das ganze Land
Straffen mit Grimmigkeit?
Vielleicht möchten noch Fromme sein,
Die täten nach dem Willen dein,
Der’r wollest du verschonen,
Nicht nach den Werken lohnen.



Ach will GOtt ins Gerichte gehen/
So müssen wir gestehen/
Daß keine Straffe nicht so schwer/
Wir haben sie verdient/ und ihrer noch viel mehr.
Jerusalem fiel zwar in Staub/
Und die Zerstörung hats begraben/
Daß wir noch kaum den Nahmen davon haben.
Jedoch Jerusalem mit seinen Sünden/
Ist mitten unter uns zu finden.
Man ist vor GOttes Worte taub.
Man will sich seinen Geist
Nicht weiter lassen straffen.
Man siehet klein und groß
In roher Sicherheit
Zum Schaden ihrer Seelen schlaffen.
Der Satan ist gantz loß.
Was Frevel/ was Gewalt/ was Ungerechtigkeit/
Was Fressen Gauffen/ Rauben/ Morden/
Was Fleisches=Lust und stoltzes Wesen heißt/
Das ist als wie zur Tugend worden.
Man treibets ungescheut.
Ein saubres Christenthum !
Das zu des Teufels Ehre/
Und nicht zu GOttes Ruhm.
Wenn GOtt auch nur als Mensch gesinnet wäre/
Müst er sich unser schämen/
Und Rache nehmen.
Wer weiß/ ist nicht bereits das Schwerdt gewetzt/
Das unser Land in Blut und Feuer setzt.
Ach ! daß man doch
In Zeiten noch/
Was uns zum Friede dient/ bedächte/
Und GOtt ein Hertz voll wahrer Busse brächte.

2. Rezitativ

Ach will Gott ins Gerichte gehen,
So müssen wir gestehen,
Dass keine Straffe nicht so schwer,
Wir haben sie verdient, und ihrer noch viel mehr.
Jerusalem fiel zwar in Staub,
Und die Zerstörung hat‘s begraben,
Dass wir noch kaum den Namen davon haben.
Jedoch Jerusalem mit seinen Sünden,
Ist mitten unter uns zu finden.
Man ist vor Gottes Worte taub.
Man will sich seinen Geist
Nicht weiter lassen straffen.
Man siehet klein und groß
In roher Sicherheit
Zum Schaden ihrer Seelen schlaffen.
Der Satan ist ganz los.
Was Frevel, was Gewalt, was Ungerechtigkeit,
Was Fressen Gaufen, Rauben, Morden,
Was Fleischeslust und stolzes Wesen heißt,
Das ist als wie zur Tugend worden.
Man treibet‘s ungescheut.
Ein saub‘res Christenthum!
Das zu des Teufels Ehre,
Und nicht zu Gottes Ruhm.
Wenn Gott auch nur als Mensch gesinnet wäre,
Musst er sich unser schämen,
Und Rache nehmen.
Wer weiß, ist nicht bereits das Schwert gewetzt,
Das unser Land in Blut und Feuer setzt.
Ach! dass man doch
In Zeiten noch,
Was uns zum Friede dient, bedächte,
Und Gott ein Herz voll wahrer Busse brächte.



Jer. XXVI. v. 13.
So bessert nun euer Wesen und Wandel/und gehorchet der Stimme des HErrn eures Gottes / so wird den HErrn auch gereuen das Ubel/ das er wider euch geredt hat.

3. Chor

Jeremia 26:13
So bessert nun euer Wesen und Wandel, und gehorchet der Stimme des Herrn eures Gottes, so wird den Herrn auch gereuen das Übel, das er wider euch gered‘t hat.



Ach bessert doch/ ach bessert euer Leben
Verändert euer Hertz / verneuret euren Geist.
So lang es annoch heute heisst/
Will Gott noch Raum zur Busse geben.
So bessert doch/ so bessert euer Leben ;
Die Gnaden=Thür ist ietzt noch aufgethan/
Kommt/ Sünder / Kot / Gott nit die Sünder an.

4. Arie

Ach bessert doch, ach bessert euer Leben
Verändert euer Herz, verneuret euren Geist.
So lang es an noch heute heißt,
Will Gott noch Raum zur Busse geben.
So bessert doch, so bessert euer Leben;
Die Gnadentür ist jetzt noch aufgetan,
Kommt, Sünder, kommt, Gott nimmt die Sünder an.



Ach ! will man denn durch GOttes Rach=Hand sterben ?
Seht ! JEsus selbst weint über das Verderben/
Darein der Sünder rennt.
Wer ist/ der das erkennt ?
Sein Hertze wallt von heisser Lieb und Treu/
Und will/ daß nimmermehr niemand verlohren sey.
O steinern Hertz/ das sich bey eignen Sünden
Mit trocknen Augen liesse finden.

5. Rezitativ

Ach! will man denn durch Gottes Rach‘ Hand sterben?
Seht! Jesus selbst weint über das Verderben,
Darein der Sünder rennt.
Wer ist, der das erkennt?
Sein Herze wallt von heißer Lieb und Treu,
Und will, dass nimmermehr niemand verloren sei.
O steinern Herz, das sich bei eignen Sünden
Mit trocknen Augen ließe finden.



Kommet nun/
Last uns ernstlich Busse thun.
Last uns bitten/ last uns bethen/
Lasset uns mit Christi Blut/
Und mit seiner Thränen=Fluth
Hin vor GOttes Augen treten.
Dieses Opffer wird allein/
Kräfftig zur Versöhnung seyn.

6. Arie

Kommet nun,
Lasst uns ernstlich Busse tun.
Lasst uns bitten, lasst uns beten,
Lasset uns mit Christi Blut,
Und mit seiner Tränenflut
Hin vor Gottes Augen treten.
Dieses Opfer wird allein,
Kräftig zur Versöhnung sein.



O grosser GOtt von Treu/
Weil für dir niemand gilt/
Als dein Sohn JEsus Christ/
Der deinen Zorn gestillt/
So sieh doch an die Wunden sein/
Ein Marter / Angst und schwere Pein/
Um seinet willen schone/
Uns nicht nach Sünden lohne.

7. Chor

O großer Gott von Treu,
Weil für dir niemand gilt,
Als dein Sohn Jesus Christ,
Der deinen Zorn gestillt,
So sieh doch an die Wunden sein,
Ein Marter, Angst und schwere Pein,
Um seinet willen schone,
Uns nicht nach Sünden lohne.

   

Transcription and version in modern German dedicated to Ms. Grażyna Banduch

Transkrypcja oraz wersja we współczesnym języku niemieckim dedykowana p. mgr Grażynie Banduch

Text contributed by: Marc Roderich–Pfau
Transcription by: Filip Adam Zieliński
Version in modern German by: Filip Adam Zieliński
Autor transkrypcji i wersji we współczesnym języku niemieckim: Filip Adam Zieliński (October, November 2018)
e-mail: mailto:f.a.zielinski@interia.pl
Contributed by Filip Adam Zieliński (November 2018)

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